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Deutsch-Französischer-Krieg
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Gedicht: Weihnachten vor Paris

  • Tacitus
  • December 24, 2020 at 1:40 AM
  • 1,435 Views
  • 0 Replies

Diesen Text haben wir in einer handschriftlichen Sammlung mit Gedichten gefunden. Die Handschrift stammt vermutlich aus den 1880er Jahren und wurde von einer Frau bzw. einem Fräulein geführt. Ob sie das Gedicht aus privatem Kreise hat oder es damals aus einem Buch oder einer Zeitschrift abgeschrieben hat, können wir leider nicht nachvollziehen.

Quote

Schon naht die Dämmerung auf leisen Sohlen

Da läßt der junge Offizier geschwind

Aus einem halbzerfallnen Hüttlein holen

Ein greises Mütterlein - und Enkelkind.

Die einz'gen waren es in weiter Runde,

Die nicht geflohen, als der Feind genaht;

Die fromme Alte hat in schwerer Stunde

Dem Herrn vertraut - der nun ein Wunder tat.

Wie einst die Raben zu Elia eilten

Am Bache Krith, als Helfer in der Not -

Mit dem französch'schen Mütterlein hier teilten

Die Deutschen mitleidsvoll ihr Fleisch und Brot.

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"Rings stand die Schlacht - die Festungsgürtel zogen
Sich um Paris und hielten strenge Wacht,
Und um sie her im meilenweiten Bogen
Schloß eisern sich die deutsche Heeresmacht.

[...]

O welche in Weihnachten im Feindeslande!

Manch deutschen Krieger packt das Heimweh schwer,
Sein tränenfeuchtes Auge still sich wandte
Empor zum lichtumfloßnen Sternenheer.


[...]


Weit draußen vor der Stadt in einem Hause,

Das einst ein vornehm Heim gewesen war
Und nun geworden zur Belagerungsklause,
Lag eine kleine deutsche Kriegerschar.


Ein Leutnant und ein Arzt mit ihren Leuten,

Sie hielten lange dort schon Standquartier,
Und heute wollten sie auch Weihnachtsfreuden
Im schönsten Sinn zusammen feiern hier.

Das reiche Haus bot viel verborgne Schätze,
Da hatte man an Nahrung keine Not;
Sie konnten reich den Festtagstisch besetzen
Mit dem, was Küche, Hof u. Keller bot. -


Und auch die Feldpost, die des Kriegers Hoffen,

Ja oft sein Sehnen ist bei Tag und Nacht,
Sie war zur rechten Zeit hier eingetroffen
Und hatte Gaben viel und reich gebracht.


N
un ging es an ein fröhliches Bescheren,

Bedacht ward jeder arme Kamerad;
Es sollte keiner sein Geschenk entbehren,
Das heut ihm im gewand der Liebe naht.

[...]

Schon naht die Dämmerung auf leisen Sohlen -

Da läßt der junge Offizier geschwind
Aus einem halbzerfallnen Hüttlein holen
Ein greises Mütterlein - und Enkelkind.


Die ein'zgen waren es in weiter Runde,

Die nicht geflohen, als der Feind genaht;
Die fromme Alte hat in schwerer Stunde
Dem Herrn vertraut - der nun ein Wunder tat.

Wie einst die Raben zu Elia eilten
Am Bache Krith, als Helfer in der Not -
Mit dem französch'schen Mütterlein hier teilten
Die Deutschen mitleidsvoll ihr Fleisch und Brot.

Und heut war Weihnacht - atemlos sie standen,
Großmütterlein und Kind im dunkeln Flur,
Ein Schauer sie durchrinnt, den nie sie kannten -
Und drin ein Flüstern und ein Knistern nur.

Doch jetzt! - ein siberhelles Glöckchenläuten -

Die Tür springt auf - o welch ein Lichterglanz!
Was soll die wunderbare Pracht bedeuten?
Sie stehen stumm davor - geblendet ganz.


Sie hatten ja noch nie in ihrem Leben

Gesehen einen deutschen Weihnachtsbaum -
Kann's solche Wunderpracht auf Erden geben?
Es deucht sie wie ein Paradiesestraum.

Sanft werden sie am Arm hineingezogen,
nun steh'n sie drin - ist's Wirklichkeit - ist's Traum?
Ach immer hägen ihre nassen Augen
Geblendet an dem hellen Lichterbaum.

Und um sie her mit tiefbewegten Blicken

Die deutschen Krieger stehn im weiten Kreis,
Die Rührung will das eigne Wort ersticken,

Nur hier und da ertönt ein Schluchzen leis.

[...]

Und horch! in altvertrauten, lieben Tönen
Erscholl das Weihnachts-evangelium,
dies große Wort vom göttlichen Versöhnen -

Die Kameraden lauschen still und stumm.

[...]

Doch dann ein Jauchzen hell! - ein Jubilieren

In aller Kameraden Herz erwacht,
Und durch den Raum, den Durft und Festglanz zieren,
Tönt wunderbar - das Lied der heil'gen Nach.


Nun eilt man froh, einander zu beglücken -

Die Greisin hält's verklärt im Herzen fest -
Das Mägdlein hat mit seligem Entzücken
Fest ihr Geschenk ans kleine Herz gepreßt.


Und ob hier fremd auch Wort und Sprache klingen,

doch eins verstehen sie, daß es gut gemeint;
Sie fühlen, wie sich Himmelsfäden schlingen
Von Herz zu Herz - sie sind in Gott vereint. [...]"

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