Brief der Schauspielerin Greta Schröder vom 4. April 1911 aus Berlin

"Und wie meine Gemütsverfassung ist? Na meist unerfreulich. Froh bin ich nur in den Stunden, und wenn ich arbeite, sonst bin ich ewig ruhelos. Zeitweise bin ich auch abgründig depremiert und reite auf 2 Ideen herum, bis ich ganz verdreht bin vor nachdenken, und mit dem besten Willen kein Fünkchen Sinn in das ganze Sein und Leben bringen kann. Ich finde dann alles so öde, so lächerlich zweck-, sinn- und ziellos daß ich mit nichts mehr was anzufangen weiß. Und dann komme ich mir so erbärmlich allein und verlassen unter all' den Menschen vor, innerlich, nicht äußerlich, und das ist grade kein Vergnügen. Na ja aber schließlich lande ich immer wieder bei meiner Arbeit und rette mich bei meinen lieben Rollen, wo ich dann immer wieder all den anderen Kram vergesse. Aber wie gesagt, vergnügt bin ich im allgemeinen nicht grade. Ich kann ja nichts dazu, daß ich am Leben an und für sich nicht allzuviel Spaß habe, und ich würde mir die Mühe wahrhaftig sparen, wenn nicht die Kunst wäre. Nun conzentriere ich mich mit aller Gewalt auf dies Vorspielen vor Reinhardt, ich möchte brennend gerne engagiert werden, ich glaube es würde mir sehr gut tun, wenn ich vor Arbeiten und Proben zu nichts anderem käme, und wenn ich überhaupt in dem ganzen Getriebe drin wäre."



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