QuoteDas Fernsehen ist drüben, wenn die Propaganda nicht wär, bedeutend besser. Z.B. zeigten sie am Ostersonntag den bundesdeutschen Film „Das Wirtshaus im Spessart“. Aber die Bildröhren in Mitteldeutschland sind so groß wie Flaschenhälse....
"Über Ostern waren wir für einige Tage in Mitteldeutschland. Es war eine ziemliche Strapaze. Wir wurden von einem zum andern gereicht. Bei jedem mußten wir bis nach Mitternacht bleiben. Und dann jeden Morgen wieder um 6 Uhr aufstehen. Am Ostermontag war ich mit meiner Cousine aus. Vor dem „Chemnitzer Hof“ (berühmtes Hotel in „Karl-Marx-Stadt“, bei dem die Prominenz absteigt) standen die Leute Schlange um einen Platz zu bekommen. Abends gingen wir in den bundesdeutschen Film „Ein Mann geht durch die Wand“. Das Kino hatte, im Gegensatz zu sowjetischen Filmen, ausverkauft. In dem Vorfilm „Die Seine trifft sich mit Paris“ kam eine Szene vor, in der der Verkehr von Paris gezeigt wurde. Sofort ging ein Raunen durch das Publikum, denn im Staat von „Spitzbart“ ist der Verkehr nur ein Bruchteil so groß. Wegen Personalmangel ist der Motorwagen der Straßenbahn nur für Sichtkarteninhaber, während der Anhänger für die übrigen Leute bestimmt ist. Deswegen kommt es oft vor, daß im Motorwagen nur 2-3 Leute sitzen, während in den Anhänger keiner mehr rein kann, weil er zu voll ist. Das Fernsehen ist drüben, wenn die Propaganda nicht wär, bedeutend besser. Z.B. zeigten sie am Ostersonntag den bundesdeutschen Film „Das Wirtshaus im Spessart“. Aber die Bildröhren in Mitteldeutschland sind so groß wie Flaschenhälse...."
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