Drohung: Frankfurt am Main wird preußisch, sonst "ist es um Frankfurt geschehen"

Zitat

...auch besonders in einer Spezial Audienz beim Könige in dieser Hinsicht ausgesprochen, kann nun aber nicht genug bitten, sowohl Dr. Mumm als jene Personen der ersten Familien möchten jetzt beweisen, daß sie die Bestätigung des Dr. Mumm, als ein Zeichen des allerhöchsten Wohlwollens für die Stadt, für jene alten Familien ansehen. Geschieht dies nicht, so seien Sie überzeugt, ist es um Frankfurt geschehen und es war der letzte Akt königlicher Gnade.

"Verehrter Herr Metzler!
Ich halte es für ein günstiges Omen, Ihnen heut zur Bestätigung des Dr. Mumm, als Oberbürgermeister, gratulieren zu können,d ie hier auf mehrfache Bedenken gestoßen war, und die der König als einen Beweis Seines Wohlwollens für Frankfurt ansieht. Sie kennen das lebhafte "Interesse", und warme Herz, welches ich für das Wohl der Stadt habe, deshalb gestatten Sie mir aber bei dieser Gelegenheit, verehrter Herr Metzler, Ihnen das mitzuteilen, was ich hier wahrgenommen habe. - Was zunächst die Person des Dr. Mumm betrifft [...] er hat aber den Ruf, etwas stark österreichische, und was bei diesem Fall dasselbe ist, antipreußische Sympathien zu haben. - Sie wissen, daß ich Anfangs selbst mehr für Herrn Hauck portirt war... [...] ...auch besonders in einer Spezial Audienz beim Könige in dieser Hinsicht ausgesprochen, kann nun aber nicht genug bitten, sowohl Dr. Mumm als jene Personen der ersten Familien möchten jetzt beweisen, daß sie die Bestätigung des Dr. Mumm, als ein Zeichen des allerhöchsten Wohlwollens für died Stadt, für jene alten Familien ansehen. Geschieht dies nicht, so seien Sie überzeugt, ist es um Frankfurt geschehen und es war der letzte Akt königlicher Gnade. Ich kenne die Verhältnisse hier, wie Sie ja wissen, genau, ich habe den König, den Grafen Bismark gesehen und sprach in Obigem meine feste überzeugung aus und darum kann mir mein Interesse für Frankfurt nur die Bitte diktiren, thun Sie, lieber Herr Metzler, was Sie können, um dieser Auffassung gerade in Ihren Briefen Eingang zu verschaffen. [...] ...der Regierung und ihren Repräsentanten, dienstlich und gesellig die Hand bieten sich in die neuen Verhältnisse fügen und dadurch mitarbeiten an Frankfurts ferneren Wohl. Geschieht das nicht, so gebe ich nach voller Überzeugung Frankfurt auf; (mündlich hierüber mehr.) Denn auch die Sympathien des grafen B sind im Wendepunkt angekommen. - In dieser Hinsicht kann ich auch nur dringend rathen, die letzten finanziellen Proposition der Regierung anzunehmen, die alle Parteien, auch die für Frankf. wohlwollensten als das letzte erreichbare ansehen. Die Regierung ist entschlossen, die Sache sonst noch vor die Kammer zu bringen... [...] Also deshalb versöhnung und Entgegekommen oder Frankf. hat ausgespielt." [...] Ich bitte diese Zeilen nur confidentiel zu betrachten. Machen Sie nach eigenen Ermessen von dem Inhalt Gebrauch ohne meinen Namen zu erwähnen...."



Anmerkungen: Nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde Frankfurt am Main von Preußen okkupiert. Frankfurt am Main drohte nach über 600 Jahren seinen Status als freie Stadt zu verlieren. In Frankfurt herrschte ein großer Wille, selbstständig zu bleiben. Der General von Rauch war in den Jahren nach dem Krieg in Frankfurt am Main als Kommandeur tätig.