Gedicht - Reitkunst

1) Laßt uns traben!

laßt uns reiten,

gut versammelt,

fleißgen Trab!


Fühlen müßt Ihr wie der Gaul sich

stets an Faust und Kreuz stößt ab,

wie der hohe Widerrist

erst willig nimmt die Kruppe mit

und die tiefe Hinterhand

schwungvoll hinterm Sattel tritt


2) Laßt den Schwerpunkt etwas vor Euch,

weil Gewicht schon Vorschub gibt,

denkt an einen Wagebalken

der ganz leicht nach hinten kippt!

Stets am Pferde muß der Schenkel,

bündig lang und treibend sein!

Spannt das Kreuz an! Setzt Euch tief

und saugend in den Sattel rein!


3) Aufgerichtet, losgelassen, trägt sich,

setzt Euch, kaut der Gaul,

dann die Zügel vorwärts schieben,

stangen, bleich das Pferdemaul.

Habt Ihr restlos so versammelt,

beigezäumt das Pferd vor Euch,

wird der Zügel immer leichter

und der Rücken federnd weich.

4) "Reiten" heißt es, "treiben" ist es,

"Schenkeldruck-Sitz-Kreuz-Gewicht"

ist die Vorkraft, die fast zwingend,

stumm beredt zum Gaule spricht.

"Reiten ist doch Machterleben

über das lebendge Pferd!"

nur wenn ein Guß, Roß und Reiter,

sind einander beide wert!


5) Reitkunst! adligste der Künste!

untrennbar von Mut und Kraft!

Reitkunst! einzigste der Künste,

die lebendge Werke schafft!

Wer nicht richtig sitzt im Sattel,

dem das beste Pferd nichts nützt! -

Nur wer sitzten kann, kann reiten!

Adlig sitzt, wer richtig sitzt!