U.S.A. im Sommer 1898: Hitze & Patriotismus

Der deutsche Schauspieler Otto Kienscherf schreibt seiner Frau am 3. September 1898 einen Brief in die Heimat und beschreibt darin seine Eindrücke aus den U.S.A.

[…]Alles schwirrt mir durch den Kopf u. will noch geordnet werden. Und dazu die Hitze! Auf den Straßen u. Terrassen öffentl. Gebäude, auf u. unter den Bänken der Parks, ja auf den Trottoirs sah ich ermattete Menschen, meist Arbeiter, Männer u. Frauen, verschmachtend in hilflosem Zustande liegen. Die Ambulanzen können aller Anforderung nicht genügen. Die Werklichkeit infolge Erschöpfung u Hitzschlag ist enorm. Und über dem Elend hinweg hastet u. jetzt das Leben der Weltstadt – business, business - - - - - - daneben überall pomphafte Dekorationen aus anlaß des siegreich beendeten Krieges, wohin man blickt, weht u. prunkt das Sternenbanner. In den Fenstern der Kaufläden sieht man die Conterfeis der siegreichen Generäle u. Admirale, des Präsidenten; - aber auch das Bild Bismarcks grüßte mich wiederholt, ein Zeichen, daß Deutsche den Sedantag feiern.[...]