"Besorgniß & Thränen" während Kriegsvorbereitungen in Schlesien

Zitat

Der politische Horizont hat sich stark trübe gefärbt; wenige Tage sind nur nöthig gewesen, um schon in mehreren Familien hiesiger Nachbarschaft Besorgniß & Thränen hervorzurufen...

[...]Lieber Vater! Der politische Horizont hat sich stark trübe gefärbt; wenige Tage sind nur nöthig gewesen, um schon in mehreren Familien hiesiger Nachbarschaft Besorgniß & Thränen hervorzurufen. Die beiden domainenpächter, Landwehrofficiere & junge Ehemänner haben für nächsten Mittwoch Gestellungsordres erhalten, ebenso der Oberförster Gerike in Stoberau, landwehrhauptmann d bereits in den 40ger Jahren. Derselbe ist unverheirathet, u hat sofort seinen Wirtschaft aufgelöst; das Vieh u Pferde verkauft, den Acker verpachtet... [...] Ich habe bis jetzt weder Ordre, noch überhaupt Nachricht, was mit uns beabsichtigt werden wird; ich befürchte jedoch, daß ich, als einer der älteren, als Feldjäger werde verwendet werden; lieber wäre mir, wenn ich zu einem Feldregiment oder Bat. Versetzt werde. - Im Orte haben bis jetzt erst die Artillerie – Nachrichten Ordres erhalten; auch ging gestern der Befehl zur Gestellung sämmtlicher Pferde für den nächsten mittwoch in Oppeln ein. Es herrscht, wie auch wohl bei Euch, in der ganzen gegend große Aufregung. Noch am Donnerstag war für gestern eine Waldparthie im hiesigen Odenwald angesetzt... […] Die nächsten Tage werden uns hoffentlich genaue Nachrichten bringen. Denn die jetzt noch herrschende Ungewissheit über die Haltung unserer Nachbarländer, wie Oestreich, Süddeutschland, u namentlich England, ist aufregender, als die vielleicht gefährliche Lage für uns, wenn wir hier bestimmt übersehen können. Hiermit Adieu für heute![...]