Gedicht - Abend am goldenen Brünnl

"Weit schweift das Auge übers alte Prag,
der Kirchen Zahl, Paläste, stolz und reich. -
Schön ist's, wenn schlafen geht der müde Tag,
des Sommerabends Dunst macht alles weich.

Schön ist der wirren Gassen Winkelzug,
der eng und planlos hemmt des Wandrers Blick.
Und immer wieder schön der Sinne Flug,
der dich bezaubernd führt dahin zurück,

wo Peter Parler schuf aus deutschem Geist
des hehren Veitsdoms stolzer Gotik Pracht,
der über Hradschins Zinnen neu beweist,
daß deutsches Denken führt zu deutscher Macht. - -

Schön sind die Dächer, trotzend manchem Sturm,
die vor dir ragen, altersbraun und spitz,
das Kuppelgrün am Niklaus-Kirchenturm,
des Waldsteins prächtig herzoglicher Sitz,

der stolz sein Giebeldach zu dir erhebt,
und doch ein Teil nur ist von diesem Bild,
des Mosaik die Ahnen einst belebt.
und dessen Größe heute dir noch gilt. - -

Du schöne Stadt, jahrtausendaltes Prag,
stehst wieder unter deutschen Reiches Schutz.
So soll es sein bis an den jüngsten Tag,
den Neidern in der ganzen Welt zum Trutz."