Ein pathetisch-patriotischer Tagebucheintrag eines Studenten zum Versailler Vertrag

"Die Friedensbedingungen, die die Entente=Mächte in Versailles ausgearbeitet haben, sind unseren Abgesandten vor einigen Tagen überreicht worden. Eine tiefe Bestürzung hat alle Kreise des deutschen Volkes ergriffen; die schlimmsten befürchtungen sind bei weitem übertroffen worden. Nicht nur für den Krieg, an dem doch nicht wir allein schuld sind, will man uns jahrelang büßen lassen, nein, das deutsche Volk auf ewig aus der Reihe der Kulturvölker streichen, es zu einem Sklavenvolk machen, den jungen Staat, der der Staat der Zukunft zu werden beginnt, aufgebaut auf Recht, Freiheit und Wahrheit, in Schmach und Schande zu ewigen Frondienst für seine Besieger zu zwingen. Ein Schrei des Entsetzens geht durch Deutschland. Aber zugleich geht auch eine Stimme durch die deutschen Gauen, ein einmütiges „Nein“ aus aller Munde, ohne Unterschied der Partei. Soviel ist doch dem deutschen Volke noch geblieben trotz seiner Entkräftung in diesem zerrüttendem Kampfe mit seiner Not u. Seinem Elend, daß es entschlossen ist, wieder aufzubauen, wieder aufzurichten, was in Schutt und Asche gesunken, durch den gesunden Kern, der in ihm noch immer lebendig, durch seinen Willen zum Leben, zur Arbeit, aber zur freien Arbeit. Und die Ehre des deutschen Volkes wird wieder wach, das jetzt entschlossen ist, alles daran zu setzen und lieber alles zu ertragen als Sklavenketten, lieber tot als Sklav – dies Wort, in dem der Reichskanzler Ebert der Stimmung den rechten Ausdruck gab. Und ein bittrer Zorn steigt auf in der Brust eines jeden und schließt ein einigendes Band um Alle. Ein heiliger Schwur ist's, der allenthalben im deutschen Vaterlande zum Himmel emporsteigt: Rache ihnen, den Unterdrückern, den Wortbrüchigen, den Verleumdern, ewige, unerbittliche Rache! Und dann: wehe den Siegern!"