Ein ergreifendes Liebesschicksal aus dem Revolutionsjahr 1919 in München

"Geehrtes Fräulein!


Ich vermute, daß Sie meinen Bruder Theodor nahe gestanden haben, weshalb ich in seinem Sinne zu handeln glaube, wenn ich Ihnen von dem uns so schwer getroffenen Unglück besonders Mitteilung mache.

Er ist am 2. Mai mittags versehentlich erschossen worden. Zwar als er für einen Augenblick das Haus verließ sich um die Ecke sehen wollte, um die 'Weiße Garde' hereinmarschieren zu sehen. Leiden mußte er nicht mehr, da die Kugel ihm durch den Kopf ist das Bewußtsein natürlich sofort nahm. Den Tod in 1/2 Stunde herbeiführte. Beerdigung findet am Mittwoch 4 1/2 im Waldfriedhof, den er so lieb hatte statt. Ich grüße Sie als unbekannt.


Freundlich stehe Ihnen, falls Sie es wünschen, auch zu einem persönlichen Wort zur Verfügung."