Kieler Woche: Kaiser Wilhelm sorgt für Dampf & Donner

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Die Hohenzollern nähert sich dem ersten Kreuzer, eine mächtige Dampfwolke steigt auf, ein heller Knall, der Kaisersalut beginnt, da plötzlich da, dort eine weiße Rauchwolke, dumpfer Donner rollt über das Wasser, es ist, als ob alle Geister der Hölle los gelassen wären...

"Es ist ½ 12 h u. Befinde mich auf der Terasse des Hotel Bellevue, zu meinen Füßen der Kriegshafen mit den mächtigen Schiffen des 1. u. 2. Geschwaders, welche in Gefechtslinie vor Anker liegen, jenseits die sanft ansteigenden Matten u. Waldungen von Möltenort bis Kitzeberg. Bläulicher Dunst liegt über dem Wasser, den Horizont säumen mächtige Gewitterwolken ein, die ganze Luft ist wie vor einem Gewitter, schwül u. Drückend, kein Lüftchen regt sich, majestätisch heben sich die Schiffe von dem blaugrünen Meeresspiele ab, noch verrät nichts auf den Schiffen, daß die Mannschaft bereit ist, ihren obersten Kriegsherrn mit einem donnernden Salut begrüßen, nur Dampfbarkassen u. Motorboote durchfurchen eilig die Salzflut. Da plötzlich steigt eine Leuchtkugel auf, bald darauf erdröhnt ein Schuß, da wird es lebendig auf Deck, die Mannschaften mit ihren weißen Mützen treten an, die Geschützrohre werden seitlich herausgedreht, drohend u. Verderbenbringenn starren einem die Feuerschlünde entgegen, die Kriegsflagge wird gehißt u. am Bug die deutsche Flagge hoch geholt u. siehe in der Schleuse bei Holtenau liegt bereits die Hohenzollern mit den weithin sichtbaren gelben Kaminen u. Hoch oben am vorderen Mast woh die Großadmiralsflagge, am hinteren die deutsche Kaiserstandarte. [...] Die Hohenzollern nähert sich dem ersten Kreuzer, eine mächtige Dampfwolke steigt auf, ein heller Knall, der Kaisersalut beginnt, da plötzlich da, dort eine weiße Rauchwolke, dumpfer Donner rollt über das Wasser, es ist, als ob alle Geister der Hölle los gelassen wären, u. in einem Nu sind sämtliche Schiffe in weißen, undurchdringlichen Nebel gehüllt. Der letzte Schuß ist verklungen, die weißen Nebel ziehen ab, da liegt die Hohenzollern um das am rechten Flügel liegende Schiff herum u. kommt so zwischen die beiden ersten Schiffe zu liegen, da senken diese zum Kaisergruß die Kriegsflagge... [...]

Am Sonntag, 23. Juni 12. fuhren wir um 8 37 h vormittags nach Möltenort, um dort Zeppelin zu erwarten, der bereits am Samstag, 22. Juni 12 um 11 h Stadt u. Hafen überflog... [...] ...die Matrosen waren auf Deck angetreten u. die Musik spielte einen satten Marsch zum Abschied. Eben war das letzte Schiff an Leuchtturm bei Friedrichsort angelangt, als in der Ferne in der Richtung der Germaniawerft das Luftschiff sichtbar wurde u. sich rasch näherte, um den Hafen zu überfliegen und auf dem Flugplatz zu landen. Es war ein herrlicher Anblick, als das silberglänzende Luftschiff in dem blauen Äther über den im Sonnenschein daliegenden Hafen schwebte, tief unter sich die buntbewimpelten Schiffe unter sich lassend. [...] Eine tausendköpfige Menge lauschte dem seltenen Schauspiel. Immer weiter u weiter entfernten sich Segler u. Luftschiff, bis man in der Ferne nur noch die im Sonnenlicht scheindenden weißen Segel von der blauen Salzflut sich abheben sah..."