Blutiger Überfall auf Chatillon

Zitat

Doch genug von diesen schaurigen Greuelthaten... [...] Wenn der Krieg in solcher meuchelmörderischen Weise, die man in unserer vorgeschrittenen cultivirten Zeit gar nicht mehr für möglich gehalten hätte, erst solche Dimensionen annimmt, wovon der Überfall in Chattillon zeugt, so hört alle Menschlichkeit auf und man glaubt sich einige hundert Jahre ins Mittelalter zurückversetzt! -

"In Begleitung einiger Landwehrleute, welche mir von dem stattgehabten Überfall grausige Geschichten erzählten, durchwanderte ich die Straßen der Stadt, um mir die bezeichneten Häuser anzusehen, worin deutsche Soldaten in ihrem Quartiere ermordet worden waren. Der Eine, ein alter schwarzbärtiger Husar, berichtete mir, daß, als er an dem betreffenden morgen durch das furchtbare Schießen und Schreien auf der Straße aus dem Schlafe geweckt, sei er halb angekleidet mit mehren Cameraden in die Scheune gesprungen worin die Pferde gestanden hätten, als bereits zu gleicher Zeit von dem Haupteingange her mehrere Garibaldianer unter Führung eines Civilisten in die Scheune gedrungen u. sofort mit den übrigen Cameraden, welche bewaffnet gewesen, handgemein geworden wären. Er dagegen, ohne Rock u. Säbel hätte in diesem Momente der höchsten Noth und Verzweiflung ein herunterhängendes Seil erfaßt u. wäre, ohne zu wißen was er that, unter dem Schutze der Dunkelheit bis unter das Dach daran hinaufgeklettert. Zwei seiner Cameraden wären von mehren Meßerstichen durchbohrt, todt an der Thür niedergesunken; die übrigen würden wohl entweder gefangen genommen, oder noch glücklich entkommen sein... [...]

Zwei mich begleitende Infanteristen erzählten mir dagegen, daß es auch Einwohner gegeben, welche unsere Soldaten in Schutz genommen hätten, denn als die Horden in ein Haus eingedrungen, wo mehre der Unsrigen einquartirt gewesen, hätte die Wirthin solche rasch in dei Küche hinter einem Holzverschlage versteckt... [...]

Die Betten, worin die armen nichts böses ahnenden Soldaten gelegen, waren hoch aufgewühlt u. von Blut beschmutzt, auch am Erdboden befand sich eine große Blutlache, man sah, wie die Unglücklichen mit den Mördern um das höchste Gut, um ihr Leben gerungen hatten... [...]

...wo ich mein Quartier hatte, sah es schauderhaft aus. Hier waren ein Capitain-Carmes mit seinen beiden Handwerkern durch Verrath des Wirths ermordet. Die Zimmer gewährten einen Abscheu erregenden Anblick. Blut klebte an den Wänden und auf dem Fußboden, Fetzen von den Uniformen der Unglücklcihen lagen im Zimmer umher, Spiegel, Wände u. Fenster waren zerschoßen. Gräßlich! Gräßlich!
Wenn man mit ruhigen Blute sich in diese Scenen hineinversetzt, so sträuben sich die Haare zu Berge ob dieser entsetzlcihen Blutarbeit. [...]

Daß sich bei einem Jeden, der diese schaurigen Stellen ansah, unwillkührlich vor Wuth u. Grimm die Fäuste ballten ist leicht denkbar, Die Erbitterung darüber war abera uch grenzenlos. Das Haus wurde von unten bis oben demoliert... [...] die Federn flogen weithin durch die Straßen. [...] In der Nähe des Marktplatzes befand sich das schöne, große Gebäude wo 7 Officiere einquartirt gewesen waren. Letztere hatten sich bei dem Überfalle in einem Zimmer gesammelt u. hier ihr Leben so theuer als möglich verkauft. Durch Tische u. Stühle hatten sie anfangs die Thür verbarrikadirt, aber sie vermochten nicht auf die Dauer der immer ungestürmer vordringender Übermacht zu wiederstehen. Einige waren beim schrecklichsten Handgemenge gefallen, der Rest als gefangene fortgeschleppt. -
Die Wände waren mit einer Unmaße von Kugeln gespickt u. mit Blut bespritzt, der Fußboden bidlete nur eine Blutlache. - Doch genug von diesen schaurigen Greuelthaten... [...] Wenn der Krieg in solcher meuchelmörderischen Weise, die man in unserer vorgeschrittenen cultivirten Zeit gar nicht mehr für möglich gehalten hätte, erst solche Dimensionen annimmt, wovon der Überfall in Chattillon zeugt, so hört alle Menschlichkeit auf und man glaubt sich einige hundert Jahre ins Mittelalter zurückversetzt! -"