"Der Krieg kann ja nicht mehr gar lange dauern..."

Zitat

Mit einiger Verwunderung las ich die Nachricht von der nächsten Sonntag Statt findenden Abendunterhaltung. Die Zeiten sind doch zu ernsten Charakteres, und, offen gestanden, es gefällt mir nicht, daß zum Zweck der Unterstützung kranker und verwundeter Soldaten „ein fröhlicher Abend“ Statt finden soll. -

"Ich habe Hoffnung, nach Mainz zum Ersatzbataillon zu kommen; volle Gewißheit habe ich jedoch nicht. Wie mir der mich behandelnde Arzt - ein sehr lieber und humaner Mann mittheilte werde ich wohl noch einige Wochen (2-3) hier bleiben müssen, da meine Krankheit sich ziemlich hartnäckig zeigt. Blut kommt bei mir im Stuhlgang nicht mehr; dagegen kommt noch viel Schleim und noch habe ich heftige Schmerzen im Unterleibe, welche nach Aussage des Arztes noch Wochen andauern können. Die Pflege hier ist - wie Ihr aus einem meiner Briefe ersehen habt - eine sehr gute, und mache ich mir dieselbe, so gut ich kann, zu Nutze. [...] Wie ich höre ist mein Regiment vor der Festung Thionville (nördlich von Metz) auf Vorposten. [...] Gestern machte ich die Bekanntschaft eines hiesigen Pastors, der noch Verwandte in Frankfurt besitzt und früher dorten eine Zeit lang das Gymnasium besuchte. Er lud mich zu einem Besuch zu sich ein und will einmal mit mir in einige Schulen Crefeld's gehen. Gestern besuchte er uns hier im Lazareth. Mit einiger Verwunderung las ich die Nachricht von der nächsten Sonntag Statt findenden Abendunterhaltung. Die Zeiten sind doch zu ernsten Charakteres, und, offen gestanden, es gefällt mir nicht, daß zum Zweck der Unterstützung kranker und verwundeter Soldaten „ein fröhlicher Abend“ Statt finden soll. - Indessen freut Euch mit den Fröhlichen! Mit großer Freude erfahre ich, daß Ihr noch alle recht gesund und munter seid, und hoffe, daß Euch auch kein weiterer Unfall begegnen wird. So Gott will, werden wir uns bald und nächstens wieder sehen. Der Krieg kann ja nicht mehr gar lange dauern. Paris ist schon seit Wochen gänzlich cernirt und ich möchte daran zweifeln, ob es die jetzigen Machthaber von Frankreich wirklich zum Bombardement kommen lassen. Hoffen wir das Beste! Lebt unterdessen wohl und seid überzeugt, daß ich unter den beßten Grüßen an Euch, Verwandte und Freunde sein werde."