Feuertaufe während "Schlacht bei Wörth" am 6. August 1870

Zitat

„Comment vous portez-vous?“ fragte ich einen derselben, worauf er mir die Antwort gab: „Assez mal, camerad . Nas-tu rien a boire?“ Leider hatte ich nichts mehr zu trinken, da ich mir meine Feldflasche gleich zu Anfang der Schlacht bei Ebersbach mit dem Gewehrkolben zerschlagen hatte, und nun selbst Durst leiden mußte....

"Der Waldrand war stark besetzt. Das Terrain davor war etwas erhaben, so daß wir im todten Winkel bis auf ungefähr 150 Schritt herangehen konnten. Hier aber entspann sich ein ziemlich hartnäckiges Feuergefecht. Es traf sich, daß ich auf einem Kartoffelstück vorging. Einer nach dem anderen legten sich in die Kartoffelfurchen. Links war ein Birnbaum auf diesem Felde. Hinter diesem Baume standen 2 Mann. Nicht lange, und der eine bekam einen Schuß durch die Brust, der Andere durch den rechten Arm. Meinen linken Nebenmann wurde der Helm durch eine Kugel beschädigt, welche, der Richtung nach zu urtheilen, mir nahe vor dem Gesicht vorbei gegangen sein mußte. Der Lieutnant, welcher nicht weit davor lag, bekam einen Streifschuß am Kopfe. Dicht vor mir schlug eine Kugel in den Boden, so daß mir die Erde ins gesicht spritzte. - Ob wir beim Nehmen des Waldrandes noch Verluste gehabt haben, vermag ich nicht zu sagen, da sich der Soldat im Kampfe nur um das bekümmern kann, was er gerade sieht, und dies war, wie schon gesagt, dort in ziemlich beschränktem Maaße der Fall. Hier trat eine kleine Gefechtspause ein. Einige frnz. Tornister, wahrscheinlich von Verwundeten lagen da, in dem sich ziemlich viele Zwieback befand, welchen der Lieutnant an uns vertheilte, denn Hunger und Durst plagten uns sehr, trotz der Aufregung des Gefechtes. Beim Weitergehen schloß sich der Zug etwas mehr zusammen und betrat einen Waldweg, an dessen Seite ein verlassener Munitionswagen stand. Rechts und links am Wege lagen mehrere franz. Verwundete, die man jedenfalls erst dahin getragen hatte. An diesen versuchte ich mich zuerst mit meinen franz. Sprachkenntnissen „Comment vous portez-vous?“ fragte ich einen derselben, worauf er mir die Antwort gab: „Assez mal, camerad . Nas-tu rien a boire?“ Leider hatte ich nichts mehr zu trinken, da ich mir meine Feldflasche gleich zu Anfang der Schlacht bei Ebersbach mit dem Gewehrkolben zerschlagen hatte, und nun selbst Durst leiden mußte. Hier und dort hielten sich Franzosen im Walde versteckt, welche wir aufsuchten und mitnahmen, denn es gab welche, die die List gebrauchten, sich todt zu stellen und dann den bereits vorbeipassirten Truppen in den Rücken feuerten. Etwas rechts im Holze bemerkte ich eine njungen Soldat, welcher das Chassepot noch in der Hand hielt. Das Gewehr spannend, sprang ich auf ihn zu mit dem Zurufe: „A bas les ames.“ Trotzdem behielt er es noch in den Händen, denn er war ganz wie versteinert, und hob nur flehend die Hände auf, als ich es ihm abnahm und zerschlug. "