Tagebucheinträge vom 26. und 27. Juli 1866 in Würzburg

"Donnerstag 26./7 Als wir früh morgens auf den Exerzierplatz zu unseren Pferden wollten, da war derselbe voll von Wagen des Badenschen Churhessenschen u. Oesterreichischen Militärs; wie machte ich da Augen, ich konnte fast nimmer zu unserem Feldstall gelangen. Um 6 Uhr hörten wir starken Kanonendonner. An der westlichen Seite von Würzburg steht die Veste Marienberg; dieser zur Seite steht noch ein Berg auf dem sich nun bald Bundestruppen sehen ließen u. herunter auf Heidingsfeld zu kamen. [...] Es war ein buntes gemisch von Oesterreichern, Württenberger, Badenser, Curhessen u. Darmstädter, die alle die schwarz=roth=goldenen Feldbinden am Arm trugen. Unser Geniekorps bivaukirte mitten in einem Gerstenacker, der gänzlich zu Grunde ging, doch die Weinberge blieben verschont. Unser Korps war das einzige von den Bayern hier. Ich sprach viel mit den würtenbergischen Schwaben, die bei uns sich begerten, |: alle Andern zogen weiter : [...]


Freitag 27./7 Während dem Frühstall marschirten die dieseitigen Truppen herüber, u. dann wurden die Brücken abgebrochen, aufgeladen u. nach Würzburg gefahren. [...] Die Preußen waren nun bis auf den Berg vorangerückt, der nächst der Veste Marienberg lag. Diese begannen nun ein Kanonenfeuer, gegen die Veste, u. gegen die seithalbs über der Stadt, auf einer Anhöhe befindlichen Badenser; u. wir - waren zwischen drinnen in der Tiefe. Das war nun ein wildes krachen der Geschütze, ein wüthendes Gepfiffe der Kugeln, die nun von jeder Seite über uns dahin sausten. [...] Nun fing das Zeughaus auf Marienberg an zu brennen, aus der Stadt kamen Nachrichten, daß auf der Mainbrücke schon mehrere Einwohner von einer Granata verwundet u. einer getödtet worden sei; in den Main fallen Kugeln sowie in die Stadt. Jetzt machte mich die Neugierde ungeduldig und wünschte mich auf einen wichtigeren Schauplatz stellen zu können; u. wirklich mußten wir einspannen u. uns gegen Rottendorf zurück ziehen."