Brief vom 16. Mai 1866 aus Freising

"Mich freut es daß Du gesund bist, und es Dir gut geht, und rathe Dir bey dieser kritischen Zeit, in Deinem jetzigen Platze zu bleiben, und Gott recht innig zu danken, daß Du unter so vielen jungen Menschen so glücklich warst, von Militär Stand befreyt zu sein, den jetzt wird allen Anschein nach, eine sehr trügerische Zeit kommen, wo tausende von Menschen hingeschlachtet u. verstümmelt werden, eine wahrhaft traurige Zukunft liegt vor uns, und es scheint, daß die Zeiten herannahen, welche schon lange voraus prophizeigt sind; den die gerechte Strafe kann nicht mehr lange ausbleiben, indem alle Sünden und Ungerechtigkeiten, ihren Höhepunkt erreicht haben, und das Maaß voll zu werden scheint; indem auch kein Glauben, und keine Nächstenliebe mehr existiert, es empört sich wahrlich, daß menschliche Gefühl, so unerhörte Betrügereyen mit Wucherzinsen und Fullimente hören zu müssen, wo der unschuldige so viel darunter leiden muß, und ihn nur solche gewissenslose Menschen, in den Bettelstab bringen, und durch solcher aller Kredit verloren geht, und auch den redlichsten nicht mehr geholfen wird... [...] Auch die Emma wird noch oft an meine Worte dencken, wie ich immer von Heirathen abgerathen habe, sie hat diese kurze Zeit, schon bitter diesen Ehestand kosten müssen, und ist im wahres Wunder, daß sie noch am Leben ist; und wenn Kriegszeiten kommen, werden sich diese Luxus und Vergnügungs Zeiten aufhören, u. mit was werden sie denn schon große Lasten bestreiten, indem alles totall verschuldet ist, ich habe ihr alles vorher in grelsten Lichte vorgestellt, sie hat sich aber alles leicht in Wind gemach! [...] Was heltest Du von Krieg? Glaubst Du daß Östereich eine Staats Bangerok macht?"