Deutsche Ärzten behandeln russische Zivilisten an der Front

"Deine Fragen ob wir weit hinter der Front sind, oder weiter vorn, sind schwer zu beantworten. Einmal sind es zwanzig und mehr Kilometer, dann wieder pfeifen die verwirrten Kugeln in der Gegend herum, je nachdem wo wir eben gerade benötigt werden. Heute haben wir wieder einen Hptverbandplatz erreicht. Ganz vorne aber man gewöhnt alles. Lang etwaige Schilderungen haben da keinen Zweck, sie würden Euch doch nur beunruhigen und schließlich ist es nicht gar so arg. Man erkennt hier nur daß der einzelne Mensch ein großes Nichts ist im Weltgeschehen. Das zeigt am besten das momentane Bild das sich einem bietet. Vor uns kämpfen sie erbittert, hinter uns böllert die Artillerie wie verrückt, hier bei uns stöhnen die Verletzten, mancher stirbt auch und zwanzig Schritte weiter sitzt einer auf seinem Wagen und spielt Ziehharmonika, die Zivilisten gehen auch nicht weg und dann bringen sie uns Frauen und Kinder daher mit furchtbaren Verletzungen und wir sollen ihnen auch noch helfen. Wenn man so Kinder sieht wie Vorgestern, wo sie uns zwei zehnjährige Knaben brachten, denen beide Füße abgerissen wurden, tun sie einem leid, denkt man aber an die Kameraden die von Zivilisten wie Hasen hinterrücks abgeschossen wurden, oder die man erschlagen oder zu Tode gemartert hat ist das Mitleid vorbei. Sonst ist es bei uns wie bei einem Wanderzirkus, wir marschieren wohin, verrichten den Hptvpl. arbeiten 2-3 Tage wie verrückt, dann packen und weiter, um von vorne zu beginnen. Die Verletzten die zu uns kommen, sind wenigstens gut aufgehoben da wir sehr tüchtige Chirurgen haben. Für mich ist nur gut daß mir Blut und Wunden nichts ausmacht, denn [?] wenn man einen aufhebt ist man bis über die Ellbogen voll Blut."