Rückwanderer-Bericht vom März 1946

"Es ist einfach nicht zu sagen, was den Menschen alles geboten wird!! Trotz allem: Wir sind wohlbehalten in unserer Wohnung gelandet, wenn es auch "nur" vierzehn Tage gedauert hat, bis wir hier waren. -

Also! Zuerst Stadtparklager Hamburg: Eine Nacht im Lager. Morgens 7 Uhr mußten wir zum gemeinsamen Abtransport antreten. Mittags 12 uhr setzte sich dann der Zug in Bewegung. Erst ging es durch ganz Hamburg, dann lagen wir ein paar Stunden auf einem toten Gleis. Nachts um 1 Uhr landeten wir im nächsten Lager: Poppenhagen! Cirka 35 Klm. von Hannover entfernt. Poppenhagen ist das Transitlager für Rückwanderer und dort spielte sich dann auch Unglaubliches ab. Eigentlich fasst das Lager 2000 Menschen; es war aber so überlaufen, daß es 5 bis 6000 Menschen aufnehmen mußte. Fünf Tage brachten wir in dieser Zeltstadt zu. Mit fünfzehn Männern lag man in einem zelt auf feuchtem Stroh. Das Resultat war dann auch eine herrliche Erkältung mit allen Nebenerscheinungen. Ich war bald der Verzweiflung nahe.


Mathias tat mir entsetzlich leid, aber für ihn war das alles so neu, und zum Glück hat ein Kindchen noch nicht solch Gefühl für soviel Elend. Der kleine Kerl war wirklich sehr tapfer. -

Die vielen entlassenen Kriegsgefangenen gaben ein trostloes Bild ab. Das waren keine Menschen mehr, sondern Wilde! Rücksichtslos wurde man über den Haufen gerannt, wenn man sich nicht mit aller Gewalt dagegen wehrte. - Dann die Lagerleitung! Sie war nicht mehr Herr der Lage, sondern versagte restlos. Morgens um 7 Uhr mußte man seinen Kaffee und zu Gleicher Zeit sein Mittagessen in Empfang nehmen; dann gab es 24 Stunden nichts mehr. So etwas Tolles habe ich noch nicht erlebt!"